„Begonnen haben wir klein mit unserem Glühweinkocher im Wohnzimmer“ – so hören sich heute Brauer-Biographien an. Die Kapfenberger Thomas Winkler und Harald Kristen sitzen immer noch an einer 50 Liter-Anlage, doch mittlerweile entstehen die Rezepte der beiden im größeren Maßstab, als Gast bei Braustätten wie Gratzer. Mit dem Hanf-Bier „Californian Moonshine“ erreichte Tom&Harry Brewing so überregionale Bekanntheit. Das neue Rezept des Duos allerdings entstand regional, in Absprache mit Astrid und Andreas Krainer in Langenwang.
Das Mürztaler Restaurant Krainer schenkte schon das Hanf-Bier aus, nun allerdings überlegte man sich nahe der Rosegger’schen Waldheimat auch ein „waldiges“ Bier. Acht Kilo Fichtentriebe wurden dem Bier im Lagertank zugefügt. Statt mit Zucker vermengt wie für das alte Husten-Hausmittel, kommen die Maiwipferl hier zu Hopfen und Malz. Und das im Bier-Stil eines „California Common“, also mit untergäriger Hefe, aber bei hoher, „obergäriger“ Temperaturführung.
Die 800 Liter des „#Maiwipferl“ genannten Biers der Kapfenberger Kreativbrauer bieten exklusiv die Krainers und der Brenner/Schafzüchter/Trachten-Händler Wernbacher an. Reiner Gag sei das „waldige“ Bier keines, betont Astrid Krainer, vielmehr passe es zur Hausphilosophie: „Wir haben zwar nicht die höchsten Berge, aber einen der größten Waldbestände. Das spielt bei uns eine große Rolle, wir holen das gern in die Küche“. Etwa bei den Steinpilzen und einem Dressing aus Fichtenessig und Maiwipferl-Öl, das den eingelegten Saibling aus dem Pretul-Graben begleitet.
Das Maiwipferl-Bier passt jedenfalls perfekt zur herbstlichen Schwammerl- und Wildküche. Mit Edgar Wernbachers Vogelbeer-Edelbrand wird daraus sogar ein „Mürztaler Herren-Gedeck“. Im Duft kommt die Wipferl-Note nur zart durch; wie eine harzige Fichte blitzt diese Note auf, präsenter ist Grapefruit und etwas Waldmeister. Mit etwas Luft kommt dann auch Eukalyptus dazu. Der Antrunk ist frisch und leicht pfeffrig, der Rezenz steht leichtes Karamell aus der Malz-Mischung gegenüber.
Ab dem mittleren Gaumen des 5,2% starken Biers übernimmt dann aber die waldig-grüne Komponente: Dezente Harz-Töne und eine an Brunnen-Kresse und Grünen Pfeffer erinnernde, animierende Schärfe tragen das steirische Waldbier ins Finale. Die Bittere bringt keine reinen Hopfennoten á la IPA mit; hier blitzt ein letztes Mal das Harz als Mürztaler Gruß auf. So soll es sein!
Bezugsquelle:
Tom&Harry Brewing, „#Maiwipferl“ ist vorläufig nur im Genießer-Restaurant Krainer erhältlich, das Seidel zu EUR 3,90, das Krügel zu 4,90, www.hotel-krainer.com