Er hätte auch Scheiding, Herbstmond oder Holzmonat heißen können. Zum Glück entschied sich Leo Sommer unter allen Synonymen für den September dann doch für „Herbsting“. „A Ochtel Scheiding, gefällig“ klingt dann doch eigen. Der Wein wird nämlich schon im September fertig und ist damit auch der erste 2016er, den wir hier trinken. Tendenziell muss das nicht sein und der jährliche Wettbewerb um die früheste Abfüllung stellt genau den Beginn dessen dar, was das notorische Zu früh-Trinkland Österreich internationalen Weingenießern oft unverständlich macht. Doch in diesem Fall laborierten wir nicht an Consumatio praecox.
Denn der verdeckt vom Beisl-Wirt servierte Wein machte instinktiv Spaß – und das soll man auch würdigen. Schließlich braucht’s manchaml genau so ein Glasl Wein: Nicht „staubig“ vom Heferest, nicht unfertig und säurig, sondern vielmehr mit einer leichten Süße versehen, die sich offenbar einem glücklichen Jahrgangsverlauf am Leithaberg verdankt. Es sind also reife Trauben, die der Cuvée aus 60% Grüner Veltliner und 40% Rivaner (älteren Semestern eher als Müller-Thurgau bekannt) ihre Aromatik verleihen.
Der „junge“ 2016er riecht schon animierend, zum gelben Apfel kommt mit einer kühlen Pfirsichfrucht eine Note, die Winzer Sommer zu Recht als verspielt bezeichnet. Am Gaumen kommen zu den Steinobst-Tönen auch Holunderblüten und etwas Alpenkräuter, vor allem Melisse, die für mehr als einen belanglosen Jungwein sorgen. Die Süffigkeit des Herbsting ist beachtlich, er hat auch nur 11,5%, die den Durst auf das zweite Glas nicht bremsen.
Bezugsquelle:
Leo Sommer, Cuvée „Herbsting“ 2016 ist um EUR 6,80 ab Hof erhältlich, www.weingut-sommer.at