Für das burgenländische Genussmagazin Fiata haben wir letztens ausführlich die Rückkehr einer Rebsorte beschrieben, die in den nächsten Jahren viele neu entdecken werden: Furmint. Es ist eine gerade noch rechtzeitige Trend-Umkehr im Weingarten; denn bis auf acht Hektar war der bundesweite (!) Bestand dieses Weißweins schon gesunken. Was insofern verwundert, als er um 1900 im – damaligen – Deutsch-West-Ungarn sogar die dominante weiße Rebsorte darstellte.
Doch erst das Zusammenwachsen der Region nach dem Fall des Eisernen Vorhangs brachte einige Winzer wieder auf den Geschmack. Bei uns schwanden die Bestände davor über die Jahrzehnte bis zur Einstelligkeit. Doch in Ungarn selbst war der Furmint nie weg. Im Gegenteil: Zwei Drittel der Rebfläche im Tokaj – von knapp 3.000 Hektar – sind mit Furmint bepflanzt. Mit den beiden anderen Rebsorten Hárslevelű („Lindenblättriger“) und Muskateller bildet er den weltberühmten Süßwein. Dass er auch als trockener und reinsortig ausgebauter Wein Charakter hat, entdeckten ebenfalls ungarische Pioniere wie Attila Gere oder Istvan Szepsy. Allenfalls in Rust kelterte der eine oder andere (das Weingut Wenzel oder Schandl beispielsweise) die Sorte noch so.
Doch die Zeiten ändern sich und fleißig wird Furmint, meist ungarischer Provenienz, neu ausgepflanzt. In St. Georgen bei den Esterházys, in Jois setzt John Nittnaus auf die Sorte. Und auch im Mittelburgenland – hier wäre Stefan David Wellanschitz („Kolfok“) zu nennen – blüht diese Rebe wieder. Andreas Grosz hat sich ebenfalls für eine kleine Renaissance des „Rieslings des Ostens“ (so ein eigenwilliger Spitzname) entschieden. „Mit 600 Stöcken, direkt neben der Wallfahrtskirche Maria Weinberg, ergab die die Jungfernlese knapp 300 Flaschen“, kam die Anlage im Vorjahr in den ersten Ertrag.
Der Wein ist frisch gefüllt und zeigt die knackige Säure der Sorte. Sie wird oft angesprochen, wenn es um die Rückkehr des Furmint geht. Denn der kommt durchaus auch mit warmen Sommern zurecht – ein Trumpf in Zeiten des Klimawandels. Grosz Furmint 2020 zeigt eine kühle Art in der Nase. Jonagold-Apfel ist da, eine Spur Bananenmark und auch die Quitte, mit der man das typische Sortenaroma gern umschreibt, ist präsent. Dieser Wein weckt auf! Anders kann man es nicht sagen, denn die Jugend und die Säure sind extrem lebendig. Birnen-Würfel (früher gab es auch runde Zuckerl am Kinobuffet, die so schmeckten), kühle, saftige Nektarine und eine straffe Säure bringt die Jungfern-Füllung mit.
Das ist ein Wein, der definitiv den Speichelfluss anregt und auch Appetit macht. Der zarte Gerbstoff im Finish steht dem jungen Furmint gut. Denn er sorgt für Trinkanimo und rundet den Wein auch noch ab. Wer sich für die Sorte interessiert: So schmeckt sie ungeschminkt!
Spannend wird auch der Vergleich mit einer Sorte, die ihm ähnlich sein kann. Denn auch Welschriesling bringt Apfel-Aromen und auch Säure mit, wenn man sie ihm beläßt. Beide Weine von Andreas Grosz stammen auch aus dem gleichen Jahrgang und sind ähnlich frisch gefüllt. Hier sieht man das Potential des Furmint. Während der „Welsch“ mit knackigem Grünen Apfel und einer Säure, die präzise durch jedes Fett schneidet, ausgestattet ist, bringt er am Gaumen eine straffere, aber auch engere Geschmackspalette mit: Kiwi und Granny Smith werden von einem leichten Rauch-Ton begleitet. Auch den Test mit mehr Luft und einem größeren Glas besteht der Furmint etwas besser. Hier wartet viel Potential. Und wenn man den Winzer kennt, auch einiges zum Experimentieren. Bestes Beispiel ist der dritte Wein, der einen ganz anderen Typus als die beiden „Youngster“ des Hauses in Gaas/Pinkatal darstellt.
Der Welschriesling, der aus unserer Sicht zum Glück auch wieder ein Comeback erfährt, erfährt am Weingut Grosz nämlich auch noch eine Spezialbehandlung. Für die „Grosze Selektion“, von der aktuell der Jahrgang 2018 zu haben ist, kommt er ins Holzfass. Das Ergebnis hat zwei Seiten, denn der säurige „Welsch“ ist der Eiche im Duft nicht gewachsen: Da zeigt sich Butterkeks und Vanille, als Barrique-Noten. Der Klarapfel, der immer wieder aufblitzt, zeigt aber auch die Sorte an.
Faszinierend dann der Kostschluck, der zeigt, dass die Nase hier täuscht. Denn die reifen Noten von Apfel, Gelber Kiwi und Stachelbeere (saftig, nicht grasig – und gaaanz weit weg von Sauvignon!) werden von knackiger Säure getragen. Hier ist klar der Wein vorm Holz zu sehen, das im Hintergrund allenfalls für Würze und Struktur sorgt. Diese Grundierung schmeckt zwar nicht wie maische-vergorener Weißwein, der aktuell so „in“ ist. Aber der Effekt ist ähnlich: Ein lebendiger Wein auf herb trockener, leicht gerbstoffiger Basis, der so ein toller Speisenbegleiter wird. Dazu auch eine Anmerkung, die diese Gaumen-Eindrücke stützt: Die „Grosze Selektion“ 2018, von uns fast reflexhaft ins Burgunder-Glas eingeschenkt (weil: Holz!), entfaltet sich deutlich frischer und auch insgesamt besser im kleinen Weinglas. Dort entwickelt sie dann einen Zug, der dem Grosz’schen Furmint ähnlich ist. Auch wenn die Weine ganz unterschiedlich sind.
Bezugsquelle:
Weingut Grosz, Furmint 2020 kostet EUR 11, der Welschriesling 2020 EUR 7 und die „Grosze Selektion“ 2018 ist um EUR 16 zu haben – alle im Webshop, www.weingut-grosz.at