„Sacre bleu!“, zu Deutsch also „Donnerwetter!“ steht am Etikett – und ein solches brach auch über uns herein. Denn ein Rosé in Reserve-Qualität, also im gebrauchten 500-Liter Fass gelagert, scheint den Mitverkostern so „sinnvoll wie ein Eiswein light“, um es mit dem Herrn B. zu sagen. Den Terrassen-Wein schlechthin, sommerlicher Scampi-Begleiter und provençalische Leichtigkeit in Flaschen monatelang ins Holzverließ zu sperren, wen fiele so etwas ein? Nun, der Mann dahinter heißt Roman Horvath und er verantwortet mit Heinz Frischengruber die Weine der Domäne Wachau. Ja, es wird noch schräger, denn die Riesling- und Veltliner-Spezialisten der Genossenschaft haben diesen Rosé serviert.
Er entstammt dem Jahrgang 2014 und wächst teils im kühleren Spitzer Graben, teilweise aber auch auf Terrassen über der Donau. Einen „Stil abseits üblicher fröhlich-lustiger Sommer-Rosés“ verspricht Roman Horvath und der „1805 Reserve“ besteht zu zwei Dritteln aus Pinot Noir, der Rest stammt von Zweigelt-Trauben. Beide wurden direkt gepresst, es handelt sich also nicht um ein Nebenprodukt der Rotweinerzeugung, wie es die Saignée-Methode als zweites Rosé-Verfahren darstellt. Dabei werden gut 15% des Mosts ohne Pressen und lange Auslaugung der Farbstoffe aus den blauen Trauben entfernt, um der restlichen Rotwein-Maische ein höheres Schalen-Saft-Verhältnis zu geben. Der Rote wird dunkler und gerbstoffiger, der Rosé, naja, der ist dann halt in der Welt und wird auch verkauft.
Doch die Inspiration von Österreichs zweitem Master of Wine (MW) stammt aus seiner weinbaulichen Vergangenheit in Süd- und Südwest-Frankreich, wo sich die Hochburg des rosaroten Weins in der Provence befindet. Mit Tavel haben die Franzosen seit 1936 gar eine eigene Appelation (AOC), also geschützte Herkunftsbezeichnung für Rosé. Doch wir wollen jetzt wissen, wie sich die Wachau schlägt mit ihrer Rosé-Reserve. Fruchtsatte Aromen bringt der Wachauer Reserve-Rosé schon im Duft mit: Kirsche und Bergamotte, ein Rotfrucht-Zitrus-Kombination also, die man auch als Himbeere benennen könnte. Am Gaumen wird die Fruchtigkeit deutlich kühler, hier denkt man eher an Blutorange, die Säurigkeit (analytisch sind es 7,4 Promille) steht dem Wein gut, aus dem Fass scheint er eine leichte Kokosnote mitgenommen zu haben. Das macht ihn durchaus interessant, zumal im Finish auch ein Gerbstoff-Rest belassen wurde, der die rotweinigen Noten noch unterstreicht. Definitiv ein Wein, der kühl, aber nicht zu kalt getrunken werden sollte – am schönsten hat er uns um die elf Grad herum gefallen.
Mit 13% Alkohol stellt er auch durchaus was Anderes dar als einen zischigen Spaßwein, er bringt die seltenen Qualitäten eines leichteren Rotweins mit, der nicht unterfordert. Versuche mit hellem Grillfleisch als Begleiter werden noch folgen, zum Hühnerspieß sollte das beispielsweise fein passen. Nur, bitte keine Franzosen einladen – denn das modern-witzig gestaltete Etikett des „Rosé 1805 Reserve“ erinnert an das Gefecht 1805 bei Dürnstein, bei dem die Truppen Napoleons in die Schranken gewiesen wurden. Wobei man diesen Rosé ohnehin am besten gedeckt einschenkt – dann zuckt auch die „Eiswein light“-Fraktion nicht so aus. Sacre bleu!
Bezugsquelle:
Domäne Wachau, 2014, ist um EUR 14 ab Hof erhältlich, www.domaene-wachau.at