Es ist schon witzig. Die einen mühen sich mühsam mit Storys vom Opa und geheimen Gin-Rezepten ab, eine Geschichte rund um ihr Destillat zu stricken. Schließlich will man ja als Newcomer nicht der siebente Zwerg von links sein. (Vor-)Geschichte bringt da eher die wacholdrige „Street credibility“, lautet das Kalkül. Bei Elias Zöhrer ist es fast umgekehrt. Denn erstens macht er keinen der berüchtigten Agentur-Gins wie manche Werber mit Spielgeld, zweitens atmet er jeden Tag die Luft des Gasthofs, in dem Anno 1660 der Barockbaumeister Jakob Prandtauer (u. a. ist das fabulöse Stift Melk sein Entwurf) geboren wurde. Was immer der Tiroler also angeht, es ist in Geschichte getaucht.
Das zeigt auch das „JP“ im Brennerei-Namen der JP-Feindestillerie Kössler, in der sich nun die nächste Generation ans Destillieren machte. In Stanz bei Landeck entstehen ja in der Regel feine Frucht-Edelbrände (über die wir hier schon was erzählt haben). Der Name des neuen Gins namens „16/60“ erklärt sich aus der Hausgeschichte, doch auch die Optik macht etwas her. „Ich habe mich bewusst für die etwas schwerere Tonflasche entschieden“, so Elias. Damit hebt sich der Gin aus Stanz nicht nur ab, sondern verweist auch aufs Barock – „damals waren Tongefäße ein übliches Aufbewahrungsmittel für Flüssigkeiten“.
Womit es darum geht, wie denn diese spezielle Flüssigkeit mit 42 Volumsprozent schmeckt? Der erste Verdacht geht in Richtung der aktuell beliebten fruchtigen „New Western“-Stilistik. Denn eine richtige Wolke an Beerendüften schwebt über dem Glas – man denkt vor allem an Himbeere. Doch nur so lang, bis die „waldigeren“ Duftnoten von Nadelbäumen und etwas Farn mit harzig-grüner Frische einsetzen. Ähnlich fällt dann auch der erste Eindruck am Gaumen aus: Überaus sanft zeigt sich hier der Tiroler Gin. Auf den fruchtigen Mittelteil, der an Zitrusfrüchte erinnert, folgt ein würziges und langes Finish, in dem sich die gesamte Besetzung trifft: Beerensüße, zitronige Frische und waldige Kühle vereinen sich zu einem zeitgemäßen Gin.
Elias Zöhrers Brand ist fruchtig, aber nicht parfümiert, würzig, aber nie zu kantig. Der beste Beweis: Man kann ihn mit Freuden auch pur genießen – in der Wacholderwelt immer ein Gütezeichen! Und für die Mixologen: Der „16/60“ ergibt feine Highballs, nicht nur mit dem altvertrauten Tonic Water, sondern auch „Bitter Orange“ macht – sommerliche – Freude im Glas.
Bezugsquelle:
JP-Feindestillerie Kössler, Gin „16/60“ kostet EUR 42,- (0,5 Liter-Flasche) im Webshop der Brennerei, www.edelbraendetirol.at