Der Preis-Leistungswhisky ist für viele „Maltheads“ etwas, dem sie nachjagen. Und es ist keine leichte Suche, einen Whisky zu haben, der nicht zu weich oder zu banal für Sammler ist, die nicht jeden Tag Lieblingswhiskies öffnen (oder teilen) wollen. Doch auch, wenn der Markt seltsame Sprünge macht und heutzutage schon ein 15-jähriger als Rarität verkauft wird: Es gibt sie noch, die soliden „drams“, wie der Schotte seine Schlucke vom Whisky nennt. Gerade kam wieder einer davon ins Kostglas. Und auch wenn draußen die Sonne knallt, ein solches Schätzchen geht immer!
Der Glendronach stammt aus den Highlands, was sich in diesem Falle auch stilistisch in einer Mischung aus ganz zarter Rauchigkeit und Süße zeigt. Konkret kosteten wir den „12 years“, der für eine so genannte Standard-Qualität erstaunlich viel hergibt. Ein Geheimnis der Brennerei ist neben der kleinen Menge an erzeugtem Whisky (eine Mio. Liter gilt als eher wenig) auch der langsame Lauf der Dinge am Dronach Burn, dem kleinen Wasserlauf am Destillerie-Gelände. Als eine der letzten Brennereien rückte man von der Kohlefeuerung ab, auch das Malz erzeugte Glendronach lange Zeit selbst. Es sind also Traditionalisten am Werk in Aberdeenshire, auch wenn man zum großen US-Erzeuger Brown-Forman gehört.
Das merkt man unter anderem am Fass-Einkauf, der immer noch auf eine große Anzahl Sherry-Casks zurückgreift und dabei gern zu jenen, die davor Pedro Ximenez enthielten. Diesen süßen Sherry-Typ riecht man auch in der Nase des „12 years“, die neben einem typischen Nuss-Ton, etwas Fudge und Rosinen auch einen leichten, rot-beerigen Anflug zeigt. Ein bisserl mag man auch an einen Obstsalat denken, in dem sich aber keine Frucht vor- oder aufdrängt. Am Gaumen zeigt sich dann die leichte Rauchigkeit von Tabak (weit entfernt vom Selchrauch der Insel Islay und ihrer Brennereien!). Sie begleitet einen schokoladigen Grund-Ton, der kurz von Pfeffer und anderen Gewürzen abgelöst wird. Dieses auch zart holzige Mittelstück über geht der Glendronach einfach. Der was dann lange im Abgang präsent bleibt, ist erneut Schokolade.
Man kann hier noch ein wenig Aromen herauskitzeln, wenn man den mit 43% niedrig-grädigen Schotten noch vorsichtig mit zwei Tropfen Wasser im Glas versieht. Das sorgt für eine wunderbare Cremigkeit am Gaumen und rückt auch die Schokolade in Richtung Nougat. An der Nachdrücklichkeit ändert das aber nichts. Am erstaunlichen Preis ebenfalls nicht.
Bezugsquelle:
Glendronach, „Original 12 years“ kostet EUR 33,90 (0,7 Liter-Flasche) beim Versandhandel Weisshaus, www.weisshaus.at