„Die Idee ist sehr ungewöhnlich, aber sie lag uns sehr am Herzen“, meint Brian Kinsman zum aufwändigen Vorlauf seines neuen Whiskys. Der Malt Master von Glenfiddich hat zwei Männer-Lieblinge (sorry, Ladies!) zusammengeführt: Whisky und Bier. Beim größten familiengeführten Whisky-Erzeuger Schottlands, William Grant & Sons, in Dufftown hat man es sich aber nicht leicht gemacht. Und das obwohl es eine Vorgeschichte zur Verwendung von Bierfässern am Standort gibt.
An sich, so erzählte und der ehemalige Glenfiddich-Master of Malt David C. Stewart, habe man bei William Grant schon vor 15 Jahren Bier-Fässer für einen Blend des Hauses verwendet. Auch Rotwein-Fässer seien getestet worden. Denn, so Stewart, „wir testen fast alles, ob es funktioniert, aber das ging nicht“. Nun also hat man den Craft Beer-Boom auch bei Glenfiddich selbst integriert, in Form eines Whiskys aus der „Experimental“-Serie. Der erste der beiden Neuerscheinungen (der andere Whisky setzt sich aus „Lieblingsfässern“ der weltweiten Markenbotschafter zusammen) wurde gemeinsam mit der Speyside Brewery entwickelt.
Für das „Finish“ des Single Malts wurden Fässern verwendet, in denen zuvor India Pale Ale (kurz: IPA) reifte. Als Basis des „IPA Experiments“ wurden von Seb Jones drei Sude mit unterschiedlicher Hopfen-Intensität eingebraut, um die optimale Vorbelegung zu ermöglichen. Als weitere Variable diente die Zeit, die das IPA in US-Eichenfässern verbrachte. Erst als das optimale Setting gefunden war, kam der Whisky tatsächlich in den Verkauf.
Wie aber schmeckt das Speyside-Experiment, das angesichts der ähnlichen Herstellungsverfahren von Bier und Whisky zu Beginn der Mälzung auch unter dem Motto „Malz & Malz“ laufen könnte? Nun, der mit 43% abgefüllte IPA-Whisky aus Dufftown bringt anfangs florale Noten (Orangenblüte vor allem) mit, der Zitrus-Touch ist auch in Form einer „thick cut“ Orangenmarmelade britischen Zuschnitts da, unverkennbar auch eine Butterkeks-Note.
Sie findet sich auch im Kostschluck wieder. Dazu gesellt sich die gebremste Fruchtigkeit getrockneter Apfelringe, der im Finale eine Dosis weißen Pfeffers folgt, die von einem überraschend kräftigen Punch begleitet wird. Wo aber ist das Bier? Sensorisch wäre es uns nicht aufgefallen, am ehesten ähnelt der Stil des IPA-Finishs dem 15-jährigen Glenfiddich. Was schließlich nie eine schlechte Sache ist.
Bezugsquelle:
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