„Früher verschwand das halt in Cuvées“, schüttelt Dr. Hans Bichler den Kopf. Der Rechtsanwalt, hat sich nicht nur das „Gut Purbach“, Wirkungsstätte des famosen Max Stiegl, als „Hobby“ geleistet. Weniger bekannt, und das ist schade, ist seine Tätigkeit als Weinbauer. Der verdankt sich unsere Begegnung, denn im Rahmen der großen Leithaberg-Promotion kam auch sein vermeintlich „kleiner“ Wein, ein reinsortiger Neuburger, ins Glas. Und der stellt eine Werbung für die viel zu sehr als Jungwein und Aromazutat (siehe oben) missbrauchte Sorte dar.
Der vielschichtige Duft besteht nicht nur aus dem sortentypischen „Nusserl“, das sich in diesem Fall als Papiernuss und grüne Nuss-Schale spaltet, auch grüne Frische (sagen wir: Limette) und eine reife Fruchtnote, die an Erdbeer-Kaugummi erinnert. Der leicht süße Eindruck setzt sich am Gaumen fort, er verdankt sich aber dem hohen Extrakt, wie Dr. Bichler versichert. Denn mit 1,2 Gramm Restzucker ist der „Gut Purbach weiß“ knochentrocken, animierend wirkt er dank der straffen Säure und der Apfel-Zitrus-Aromatik sowieso.
Wohl dem, der solche Weine für den Sommer hat! Das Verschwinden in Cuvées oder den undeklarierten 15-Prozent-Anteilen teilte lange auch der Furmint. Die ungarische Paradesorte hat mittlerweile praktisch nur mehr in Rust einen Rückzugsort gefunden. Einer, der sie gleich in zwei Ausbaustilen führt, ist Michael Wenzel. Auf der Weißwein-Klaviatur kann Wenzel verschiedenste Töne anschlagen; in der Happs-Winery in Westaustralien und beim neuseeländischen Parade-Sauvignon blanc-Gut „Cloudy Bay“ hat er sich sein Rüstzeug geholt.
Während der „Vogelsang“ aus dem Jahr 2011 die wuchtigere Variante darstellt (reif, buttrig mit zartem Zuckerspitzerl und „zum Beißen“ dicht), bringt der 2012er die Sorte in ihrer schönen Apfelaromatik ins Glas. Quitte und grüner Apfel im Duft werden im Mund von Apfelschale und etwas Zitruszeste abgelöst, die dem Furmint im Abgang noch ein zartes Bitterl mitgeben, das ihn zu einem idealen Eröffnungsspieler für einen chilligen Abend macht. Auch international fragt man nach der Rarität, wie mir der New Yorker Händler James Wright (www.winemonger.com) erzählte. Als er 2006 mit dem Import begann, „it sold out quickly“, nicht zuletzt dank einer begeisterten Notiz in der Fachzeitschrift Wine Advocate. Angemerkt sei nur, dass er bei uns keine 22 Dollar kostet. Im Gegenteil. Nur trauen muss man sich halt, den alten Sorten eine Chance zu geben.
Bezugsquellen: Dr. Bichler, Neuburger 2012, EUR 5 über Gut Purbach, www.gutpurbach.at
Weinbau Wenzel, Furmint 2012, EUR 8 bei Hannes Wild, www.weinhandel-wild.at