Kein Restzucker, keine Botrytis. Das Dogma des Erich Machherndl hat ihn nolens volens einer Gruppe zugeschlagen, die man wahlweise als Neue, Junge oder Andere Wachau betitelt. Als ob der Zuckerstreuer regieren würde am Donaustrand! Dabei gehört der Wösendorfer Winzer nach wie vor dem Gebiets-dominierenden Verband Vinea Wachau an – und kultiviert in ihrem Reglement seine Vorstellung von knochentrockenen Rieslingen und Veltliner. Wenn schon Revolution, dann erfolgt sie bei der Weinbereitung selbst, denkt man bei einem Blick auf das Etikett „Grüner Veltliner Höll auf der Maische“. Doch der Eindruck täuscht, die Not des Jahrgangs machte erfinderisch. Es musste nicht mit Gewalt ein „Orange Veltliner“ her.
Der Wein stammt nämlich aus dem Jahrgang 2014 und auch in der Wachau kämpfte man im Regenjahr mit der Reife. So wartete Machherndl also zu, ehe am 26. November (!) dann doch gelesen wurde. Die Maischegärung sollte in diesem Fall für etwas Fülle sorgen, wenn schon die Natur ausließ – auch wenn der Veltliner nicht zu den klassischen Sorten für diese Rotwein-artige Behandlung zählt, die uns die Kategorie „Orange Wines“ beschert hat. Da eignen sich Pinot Gris und Chardonnay schon eher. Doch das aus der Not geborene Verfahren hat etwas für sich, auch wenn die Farbe keineswegs dunkel ausgefallen ist.
Der „Höll“ fiel recht „höll“ aus, lassen wir keine Pointe liegen, doch das äußere Bild sagt wie so oft wenig aus. Zart rauchig duftet dieser „one of a kind“-Veltliner, die kühlen Noten von Ringlotte, Nektarine und etwas Papiernuss folgen. Saftig vom Beginn weg, mit etwas Papaya, vor allem aber säuriger Marille, weist der Wein auch eine feine Würze auf. Das, was die Weinviertler Pfefferl nennen, kann man auch hier attestieren, zum weißen Pfeffer und getrockneten Selleriewürfeln kommt auch noch ein Hauch Curry dazu. Im Abgang bleibt es würzig, diesmal attestierten wir eine kräutrige Komponente wie von Zitronenmelisse. Geschmortes Kalbfleisch, Rahmgulasch oder Zürcher Geschnetzeltes könnten definitiv gut passen.
Das Veltliner-Federspiel 2014 ist übrigens auch vegan, auf tierische Bestandteile wurde also verzichtet.
[Exkurs: Weil gerne gefragt wird, was denn animalisch sei beim Weinmachen – es geht um so genannte Schönungsmittel, die zwar arg heißen, aber nur dafür sorgen, dass der Wein nicht trüb abgefüllt wird. Dafür eignen sich Tonmineralien (Bentonit), Hühner-Eiweiß oder eben die berühmte Hausenblase, eine Gelatine aus der Wels- oder Störblase. Alle drei werden kaum mehr verwendet, da heutige Filteranlagen ausreichend „blanke“ Weine ergeben. Vegane Weine verwenden zur Klärung meist ein aus Erbsen gewonnenes Protein – oder gar nichts.]
Einen Vorgeschmack gab Erich Machherndl auch schon auf den exzellenten Jahrgang 2015. Sein Fassmuster des Smaragd „Kollmütz“ zeigt einen schon weit fortgeschrittenen Riesling, der nur mehr leicht mostige Gäraromen aufweist. Zum einen bringt die Fassprobe des „Kollmütz 2015“ die typischen Steinobstnoten – vor allem Marille – im Duft mit. Mandarine und Kumquat bilden die Sekundanten dazu, reif und saftig, aber eben auch zart säurig. Die Balance des Weines am Gaumen zeigt wieder die Philosophie des Winzers, denn übertrieben wirkt hier gar nichts, der saftigen Steinobst-Mischung und einer zarten Orangen-Note steht eine feine, zarte salzige Mineralität gegenüber. Das alles ist mehr Aquarell als Acryl-Malerei, aber von einer Finesse, die einen schon auf die Abfüllung warten läßt.
Bezugsquelle:
Machherndl, Grüner Veltliner Höll auf der Maische” 2014 ist um EUR 16,90 bei Agoravino erhältlich, www.agoravino.com