Sommer mag nicht die beste Zeit für den Whisky-Konsum sein. Doch Ardbeg hat es wieder einmal mit dem Holz. Und einen neuen Islay Malt vorgelegt, der ebenso intensiv wie begehrt ist. Deshalb stellen wir ihn jetzt vor, damit keiner sagen kann, „Trinkprotokoll hat uns nicht gewarnt“. Nach der Vorjahresedition zum Ardbeg Day (sie hieß „Dark Cove“, wir stellten den Whisky hier vor) wurde es auch diesmal eine spezielle Eiche, die dem rauchigen Malt das Gepräge gibt. Denn alljährlich gibt es eine limitierte Füllung, deren Charakter naturgemäß wechselt. Während der „Dark Cove“ uns ein wenig zu sehr die süße Seite und somit breite und ev. neue Kunden ansprach, ist der 2017er – er heißt übrigens „Kelpie“ – ein maskulin-intensiver Single Malt geworden, der die DNA des Hauses fast schon karikaturhaft ausstellt.
Die Reise nach Islay, wo der namensgebende Wassergeist (eine Art Hebriden-Version der Wagner’schen Rheintöchter in Pferdegestalt) sein Unwesen treibt, beginnt aber ganz woanders. Atlas aufschlagen! Oder weiß wer auswendig, wo Adygea liegt? Die kleine autonome Republik im Kaukasus gehört der Russischen Föderation an und hat eine gewisse Tradition mit der Eichenfass-Erzeugung. Der kaukasische Weinbau hat damit auch seine Erfahrungen gemacht, für Whisky stellen sie eine relative Novität dar. Der mit 46% abgefüllten „Kelpie“ reifte zum Teil (nicht ganz 50% davon) in diesen Fässern, die Jahresedition 2017 wurde wie immer ohne Altersangabe abgefüllt.
Ein kurzes Schnuppern am Glas macht uns sicher: Ja, das ist der berühmte „Islay Smoke“! Unverkennbare Rauchmalz-Noten mischen sich mit intensivem Algen-Geruch; als hätte man gerade Maki gerollt und dann an den Händen geschnuppert. Etwas Nougat und weißer Pfeffer gesellen sich dazu, wenn der neue Ardbeg atmen konnte. Selbst mit einem Tropfen Wasser bleibt aber die Mischung aus Rauch und Teer dominant. Süße oder Frucht sucht man vergebens und das ist gut so. Am ehesten ist es Zwetschke, die sich zwischen den Rauch und die ledrige Würze schiebt, die im Nachklang noch ein wenig präziser wird. Dann denkt man an Muskatnuss. Doch über allem liegt durchgängig der Rauch, der besonders fein ausklingt.
Die Dosierung dieser Islay-typischen Note ist hier sehr gut gelungen, vom intensiven Selchspeck bis zum feinen Räucherforellen-Smoke im Finish. Aber nie drückt er so an, dass Kritiker wieder vom „ausgeschleckten Aschenbecher“ faseln können.
Man kann diesen Eintrag übrigens gern auch als kostenlosen Investment-Tipp lesen. Denn Ardbegs „Kelpie“ hat seit dem Erstverkaufstag von 89 Euro auf 149 Euro zugelegt – keine schlechte Performance innerhalb eines Monats! Vor allem aber: Kein schlechter Whisky. Sonst soll uns der Klabautermann holen.
Bezugsquelle:
Ardbeg, Kelpie (Limited Edition 2017) ist um EUR 149 (0,7 Liter-Flasche) beim Weinzentrum München erhältlich, www.weinzentrum-muenchen.de