Blue Gin kennt der Österreicher natürlich, immerhin ist Hans Reisetbauer mit seinem Brand seit der Einführung erfolgreich unterwegs. Doch jetzt gibt es einen tatsächlich blauen Gin, der in London dreifach im Kupferkessel gebrannt wird; Tanja Klein hat ihn exklusiv nach Österreich gebracht. Er hat aber auch eine spanische DNA, die sich der seit 1835 im andalusischen Jerez aktiven Familie González verdankt. Mit dem britischen Kompagnon Robert Blake Byass startete dann 1855 der Aufstieg zum heute weltweit größten Sherry-Produzenten. Wie aber kommt González Byass zum Gin?
Das verdankt sich einem sturen Familienmitglied, das partout in London mit dem guten alten Gin experimentieren wollte. Spanien als Europas größter Gin-Markt brauchte etwas länger, um die neue Marke zu akzeptieren, dafür verlieh der „Gin Craze“ in den europäischen Bars dem The London N° 1 richtigen Rückenwind.
Mit der Farbe, einem zarten, ins grünliche gehenden Blauschimmer, Aquamarin würden Modeblogger wohl meinen, kam der Gin natürlich rasch ins Gespräch. Der Erfolg mag neben der Färbung mit Gardenien-Extrakt aber auch daran liegen, dass man sich getraut hat, den Wacholder (aus den Bergen Dalmatiens) kräftig durchschimmern zu lassen. Mit 47% Alkohol liegt der blaue Gin in der Liga von Tanqueray oder Beefeater, geschmacklich gibt ihm aber vor allem die Bergamotte und die Angelica-Wurzel das Profil.
Im Gegensatz zu anderen Botanical-Mischungen sind die 12 Aroma-gebenden Stoffe bei González Byass ja nicht geheim. Das Bittere der Bergamotte wird durch Zitronen- und Orangenschalen verstärkt, dezente Süße, die mehr im Geruch, als am Gaumen zum Tragen kommt, liefert türkisches Süßholz. Rund um den ersten Schluck spürt man richtig, wie sich die ätherischen Aromen (Koriander) aus dem kräftigen, aus Wacholder erbauten, Kern lösen.
Beim gegenwärtigen „Gin-Craze“, der weltweit neue Rezepturen hervorbrachte, darf man natürlich nicht vergessen, dass die Hauptanwendung immer noch im „Gin and Tonic“ (das „and“ unterscheidet Wochenendgäste an der Seminarhotel-Bar von Connaisseuren) besteht. Dafür eignet sich der Londoner Blaue natürlich schon aufgrund der Farbe bestens, immerhin war bisher die Zitronen-Garnitur der einzige optische Aufheller des ansonsten wasserklaren Longdrinks. Aufgrund der herben Grundaromatik schadet ihm eine leichte Säurekomponente nicht, eine Pink Grapefruit passt als farblicher Komplementär, bevorzugen würde ich aber einen Schuss Limettensaft. Ob man es beim „Washen“ der Gläser damit belässt oder ein wenig davon zugibt (ein Barlöffel maximal), ist ebenso Geschmacksache wie das verwendete Tonic. Mögen die Experimente beginnen!
Bezugsquelle:
González Byass, The London N° 1 – Original Blue Gin, EUR 39,90 im Shop von Tanja Klein, www.tanjaklein.com