Die Kategorie „booze on booze“ ist etwas für den geübten Bar-Besucher. Denn statt Sirup und Säurequelle balanciert sich in solchen Drinks der Alkohol selbst aus. Damit ist einerseits die Stärke gemeint, andrerseits kann man den Cocktail auch nicht übersäuern. Was wie eine gute Ausrede für Alkoholiker gilt, gibt einem der Aperitif-Klassiker aus Italien das Rückgrat. Zwar wässert man diesen in schlechten Bars gerne herunter, aber im Kern ist der Negroni ein Männer-Getränk, das einen trotz der lieblichen Farbe schnell ins Wanken bringen kann.
Die Geschichte vom Grafen Camillo Negroni und seiner Abwandlung des Americano (Campari-Soda mit rotem Wermut) ist eine der bekannteren Cocktail-Entstehungsmythen. Denn nicht nur der Erfinder, auch der Ort, das Caffé Casoni in Mailand, sind bekannt. Und doch vermutet man, dass der anglophile Graf nicht sofort das Soda durch einen Londoner Gin ersetzen ließ. Die Vermutung, in der Campari Academy in Sesto San Giovanni bestätigt, hat eine gewisse Logik, denn ganz ohne Soda wird ein deutlich anderer Drink daraus. Der allerdings hat sich durchgesetzt.
Und so gibt es nicht nur dieses Rezept, sondern die Proto-Rezeptur, mit der der Graf seinen „Americano“ aufspritete. Bei Campari hat man die Ressourcen eines Weltkonzerns gebündelt und Vermouth und Gin im Portfolio, die den idealen Negroni ergeben sollen. Zumindest der Cinzano 1757 (roter Vermouth, benannt nach dem Gründungsjahr der Fratelli Cinzano) gibt einen würzigen Charakter zu der kräftigen Mischung aus Milano.
Und für alle, denen in beiden Fällen zu viel Alkohol im Spiel ist, servieren wir mit freundlichem Gruß nach Milano auch die Variante „Sbagliato“.
Negroni
Ein Teil (z. B.: 4 cl) Campari
Ein Teil (z. B.: 4 cl) Gin, z. B. Bankes London Dry Gin
Ein Teil (z. B.: 4 cl) Vermouth Rosso, z. B. Cinzano 1757
Das Glas (Old-Fashioned oder Whisky-Tumbler) mit Eiswürfeln füllen und vorsichtig umrühren. Vor dem Servieren Schmelzwasser – mit dem Barsieb geht das am Besten – gründlich abgießen. Dann die drei Spirituosen eingießen und nochmals umrühren. Mit Orangenscheibe garnieren.
Das Originalrezept Camillo Negronis, so wollen es Italiens Cocktail-Historiker, benützte den Gin fast wie einen Bar-Bitter. Das heißt, es kommen nur ein paar Tropfen zur aromatischen Abrundung hinein. Die genaue Menge ist schwer anzugeben, acht bis zehn empfiehlt man in der Campari Academy für Conte Negronis Erfindung. In jedem Fall sollte der Gin noch schmeckbar sein (das ist ja der Sinn der Übung):
(Campari Academy, Sesto San Giovanni)
Ein Teil (z. B.: 4 cl) Campari
Ein Teil (z. B.: 4 cl) Vermouth Rosso, z. B. Cinzano 1757
8-10 Tropfen Gin, z. B. Bankes London Dry
Ein Teil Soda, am besten aus dem Siphon
Die Zubereitung erfolgt im eisgekühlten Mixglas, die drei Spirituosen – Gin als letzte verwenden! – werden auf Eis gerüht und dann ins Gästeglas abgeseiht. Vorsichtig und am besten gegen die Glaswand das Soda zugeben – wir wollen einen Drink, keine Überschwemmung!
Das Ganze ist natürlich ein recht heftiger Drink, immerhin reden wir auch in der mit Soda servierten Fassung von fast einem Zehntel Liter Alkohol, beim Original wird es sogar noch mehr. Deshalb lieben nicht alle diese Variante. Die „verlängerte“ Fassung, im Grunde ein Americano mit Sekt statt Soda, wirkt leichter und auch ein wenig erfrischender als der Original-Negroni dank der Kohlensäure.
Ein Teil (z. B.: 4 cl) Campari
Ein Teil (z. B.: 4 cl) Vermouth Rosso, z. B. Cinzano 1757
Ein Teil (z. B.: 4 cl) weißer Schaumwein, z. B. Cinzano Pinot Chardonnay
Die Zubereitung dieses „misslungenen“ Negroni ist denkbar einfach: Der Schaumwein kommt als erstes ins Glas, dann das rote Italo-Duo.
Experimente mit verschiedenen Winzersekten sind erlaubt, zumal hier auch die Karbonisierung höher ist als beim Prosecco, auch die typischen Noten einiger Rebsorten geben einem „Sbagliato sperimentale“ einen interessanten Twist. Traminer etwa erhöht die Blumigkeit gegenüber dem herben Italo-Duo, Veltliner-Sekt bringt Würze hinein. Selbst Rosé-Schaumwein geht sich aus.
Bezugsquelle:
Cinzano, Vermouth Rosso „1757“ ist um EUR 20,60 (0,7 Liter-Flasche) bei Getränke Del Fabro erhältlich, www.delfabro.at
Campari gibt es z. B. in allen METRO-Filialen um EUR 13,59 (1 Liter-Flasche), www.metro.at