Einerseits schützt sie das archaische Brimborium um den Klosterzutritt vor zu neugierigen Blicken – andrerseits haben sich die Mönche mit dem Kommerz arrangiert. Denn die Biere der weltweit verstreuten Trappisten-Brauereien haben einen Kultstatus, der älter ist als die aktuelle Craft Beer-Begeisterung. Trotz der erzeugten Mengen, die die wegen ihres Images oft für Mikrobrauereien gehaltenen Klöster verlassen, sind die Regeln für ein Trappisten-Produkt steng. Brauen innerhalb von Klostermauern und die Supervision durch die Patres sind Pflicht, verdienen dürfen die schweigenden Mönche auch nix (siehe: das Regulatorium des Ordens). Willkommen in Flandern, bei einer der zehn geheimnisumwittertsten Brauereien weltweit: Westmalle in der Provinz Antwerpen!
Ein Blick über den Schutzzaun auf das Auslieferungslager geht sich aus, mehr als eine platte Nase an der Klostermauer ist aber nicht drin. Denn Gäste sieht man an der Pforte der Brauklöster generell ungern. Im Falle von Westvleeteren – einem weiteren Vertreter der mehrheitlich in Belgien situierten 10 Trappisten-Brauereien – müssen sich selbst die Bier Käufer mit Uhrzeit und Kennzeichen anmelden – und erhalten nicht mehr als zwei Kisten Bier. Die Brüder und Patres von der Strengen Oberservanz können also auch heute noch streng agieren.
Dafür ist der trappistische Bierstil (dubbel=wir verdoppeln Hopfen und das Malz, Tripel=wir nehmen noch mehr als das Doppelte) mittlerweile ikonisch und – wohl auch wegen der Verknappung – mittlerweile von den USA aus fast zum Kult geworden. Die einschlägigen Bierlokale Belgiens, etwa das Bier Central in Antwerpen, pflegen auf den Getränkekarten sogar eine eigene „Trappist Beer“-Rubrik.
Das Tripel aus der „Liebfrauen-Abtei vom Heiligen Herzen Westmalle“ gilt dabei auch unter den übrigen Klosterbrauereien als stilprägend, seit es Bruder Thomas in den 1950ern aus der Taufe hob. Soviel erfährt man immerhin zur Geschichte im Trappist-Café, der Endstation in Sachen Klosterbier. Laien, bei uns würden man sie wohl Pfarrgemeinde-Räte nennen, übersetzen die Philosophie der Patres für die Besucher. Und einkaufen kann man ohnehin ungehemmt im angeschlossenen Laden. Alle Produkte, auch der Honig oder Liköre, müssen aber das Authentic Trappist Product-Label tragen. Markenbildung erfolgt also schweigend und geheimnisvoll, aber verzichtet wird keinesfalls auf sie in Ostflandern.
Der Duft der Banane, die Süße von Dosenmais
Das goldgelbe Bräu beeindruckt zunächst durch seinen Schaum. Dicht wie Schlagobers zeichnet er sich durch das Anhaften am Glas, den so genannten Cling, aus. Das mitunter als „Mutter aller Triples“ bezeichnet Westmalle Triple bezaubert aber auch mit den für obergärige Biere typischen Bananen-Noten im Duft; hier sind sie so ausgeprägt, dass sie auch Kost-Laien sofort mit der Nase wahrnehmen können. Dazu kommt eine zartes, an Spekulatius-Kekse erinnerndes Bouquet von weihnachtlichen Gewürzen wie Zimt und Nelke.
Am Gaumen liebt man das Tripel vor allem wegen seiner perfekten Balance. Der auch in der zweiten Gärung in der Flasche nicht zur Gänze aufgebrauchte Malzzucker bringt eine zarte Süße ein, die ein wenig an Dosen-Mais erinnert, dazu kommt die doch deutliche Bittere. Neben der Hopfengabe definiert aber auch die kräftige Art, die sich aus immerhin 9,5% Alkohol speist, den Geschmack des Westmalle-Tripels. Kurz: Ein belgischer Klassiker zum Immer-wieder-Trinken!
Bezugsquelle:
Westmalle, „Tripel“ ist um EUR 2,80 (für die 0,33 Liter-Flasche) bei Getränke Ammersin, www.ammersin.at
Offenlegung:
Mit diesem Beitrag nimmt Trinkprotokoll.at am „Flandern Blog Award 2015“ teil.
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