Die Idee scheint vom Marketing getrieben, doch schon beim ersten Schluck erweist sie sich als Geistesblitz. Wer schüttet schon Gewürze in sein Glas? Zumal wenn es sich in diesem Fall bei den (im Schatten großer Marken allzu leicht übersehenen) Cuvées von Inführ um feinen Sekt handelt? Die 1948 in Klosterneuburg gegründete Kellerei hat mit der Einführung der Methode Charmat den Schaumwein massentauglich gemacht, erst durch die Tankgärung wurde der prickelnde Genuss auch für den sprichwörtlichen kleinen Mann erschwinglich. Aber der „Tank-Sekt“ wurde schnell auch für Großabnehmer interessant: Als einer der größten Produzenten des Landes füllt man als Lohnversekter für Fremdmarken ab.
Ganz anders Kotányi, seit 1881 kommt kaum ein Gulasch ohne den Paprika des Traditionsbetriebes auf den Tisch, mittlerweile erfreut sich das umfassend erweiterte Sortiment in Österreichs Gewürzmarkt einer klaren Marktführerschaft. Und diese beiden ungleichen Partner haben nun ins sogenannte Warendorf des Grand Hotels geladen, um dem staunenden Publikum ihre „Sizzling Spices“ getauften Kreationen zur Verkostung zu bringen.
Mit vier Kombinationen aus Schaumwein und beigepackten Gewürz-Briefchen im Retro-Look startete man, drei sind schon lieferbar, zwei davon sogar schon in den Regalen des Handels. Die Cinnamon Kisses natürlich, passt doch der Zimt hervorragend zur Festtags-Stimmung. Im Inführ Plaisir Rosé Sec, dem sie beigepackt sind, entfalten die Zimt-Stangerln schon nach kurzer Zeit ein angenehm aromatisches, unaufdringlich süßes Aroma. Alkohol sowie Kohlensäure lösen die Geschmackstoffe sanft aus der Rinde, beim ersten Schluck kommt auch schon die leichte Schärfe des bei uns als Mehlspeisgewürz unterschätzten Zimt zum Vorschein.
Ebenfalls zur Saison passt das Ensemble namens Glitzy Stars, Sternanis kommt zum Cuveé d´Eté, schon die Form des Anis hat etwas Winterliches, der Geschmack sowieso. Die Einkäufer sehen das anscheinend anders, die „Stars“ stehen noch nicht in den Regalen, dabei passt die subtile Ouzo-Note hervorragend zum trockenen Sekt, sagen nicht nur Liebhaber des griechischen Aperitifs wie meine Wenigkeit.
Dafür findet sich Pink Ruby schon im Supermarkt wieder, Rosa Beeren (sagen Sie nie „roter Pfeffer“ zu ihnen!) sind nun mal beliebt und als prickelnde, leicht pfeffrige Akzente der breiten Masse auch schon aus manchen Dessert vertraut. An den Cuveé d´Eté geben sie ihr Aroma langsam ab, dafür gestalten sie mit ihrer milden Schärfe den Abgang interessant.
Thousand and One wird erst im Frühjahr auf den Markt gebracht, dabei würde auch das blumig-süße, ebenso exotische wie rauchige Bouquet der Kardamom-Samen im Les Étoiles demi-sec durchaus auch jetzt schon Freude bereiten. Allen vier Paarungen ist gemein, dass sie Experimentierfreudige positiv zu überraschen verstehen, am Gaumen erklären sie sich ganz von selbst. Gut, wenn ein Unternehmen auch mal auf den ersten Blick Gewagtes unternimmt – das wäre gleichzeitig ja auch als persönlicher Neujahrsvorsatz 2016 tauglich: Trau Dich was!
Bezugsquelle:
Inführ Sekt/Kotányi, „Sizzling Spices“ in den Varianten „Pink Ruby“ (Rosa Beeren), und „Cinnamon Kisses“ (Zimt) sind um jeweils 12,99 in Inführs Webshop erhältlich, www.infuehr.at
„Glitzy Stars“ (Sternanis) soll im Februar 2016 folgen!