Wein Niederösterreich 0

Veltliner’scher Bruderzwist am Wagram

Die Giganten des Gebiets reifen langsam – Entdeckungen machen Mut

Mit einem freundschaftlichen Bruderkampf startete die  Jahrgangspräsentation des Wagram. Als Paten für ihre Hauptsorten Roter bzw. Grüner Veltliner blieben sich Josef Fritz und Bernhard Ott (siehe Foto) verbal nichts schuldig. Auch bei den Weinen der beiden, GV Rosenberg 2009 (Ott) und Roter Veltliner „Steinberg“ 2009 (Fritz) kam es zu einem Match. Beide sind noch extrem jugendlich, herrlich strukturiert, bersten fast vor Mango (Fritz) bzw. Banane und weisser Schokolade (Ott) und haben nicht nur dank der Mineralik, bei Fritz fast salzig zu nennen, noch Reserven füJosef Fritz und Bernhard Ott. die Wagramerr einige Jahre. Und genau dieses Potential wollten beide „Sortenpaten“ heuer besonders gewürdigt wissen.

Im „Reife-Raum“ der Verkostung stand aber plötzlich ein anderer Winzer im Mittelpunkt meiner Aufmerksamkeit. Unter alle die Monumente der Jahre 2008-2010 hatte sich ein 2005er „verirrt“. Wahnsinn? Selbstüberschätzung? Der Weg zum Stand von Andreas Polsterer musste angetreten werden. Während sich die Altvorderen den „Fliegenden Holländer“, von Frenkie Schinkels getaufter Veltliner, im Akkord genehmigten, kam der „Jakob“ 2012 des Feuersbrunner Winzers ins Glas. Der ist der Nachfolger des famosen 2005ers und riecht nach Banane, Golden Delicious und Melone. Wie schon beim „Altwein“ merkt man auch in seinem Fall die 14,5 Volumsprozente kaum, denn eine pikante Note – Kotanyi Edelsüß-Paprika – und entsprechende Säure puffern die wuchtigen Tropenaromen (Mango und wieder Banane) ab. Warum man noch nicht früher Bekanntschaft mit Polsterer machte, fragt man sich aber spätestens bei seinem Roten Veltliner. Der stammt nicht nur von einer Miniaturfläche von 30 Ar, sondern hat die Mandelnote der Sorte in Reinkultur aufzuweisen. Dazu kommt eine klirrende Schottermineralik („Nur oberflächlich gibt es eine schmale Lößauflage“, so der Winzer) der 50-60 Jahre alten Rebanlage. Gelbe Paprika, Orangensaft, weißer Tabak und eine pikante Frucht geben dem „Roten Graben“ einen herrlichen Trinkfluss.

Wo wir schon am Entdecken sind. Auch Rainer Gerhold kann’s. Während die Veltliner des Gösingers (vor allem im Finale) noch etwas jugendlich wirkten, punktete sein Pinot blanc aus dem Jahr 2012. Herrliche Steinobstnoten, vor allem Pfirsich, dazu Blütenaromatik und ein Anflug von Tropenfrucht machten neugierig auf den ersten Schluck. Knackige Säure, dazu die animierende Frische von Zitruszesten, vor allem Orange, und ein Hauch von Marzipan (bei den Lagen setzt Gerhold auf langen Hefekontakt) machen den „Mittersteig“ trotz 13,5 % Alkohol nie zu einem schweren Wein, er erfrischt sogar richtig. Wie übrigens auch die Preisgestaltung der beiden Wagramer!

Bezugsquelle: Bernhard Ott, Grüner Veltliner „Rosenberg“ 2009, EUR 26, bei Hannes Wild, www.weinhandel-wild.at

Josef Fritz, Roter Veltliner „Steinberg“ 2009, EUR 18, Vinothek Weritas, www.weinshop-wagram.at

Weingut Polsterer, Grüner Veltliner „Jakob“ 2012, EUR 9 bzw. Roter Veltliner „Roter Graben“ 2012, EUR 7 ab Hof, www.weingut-polsterer.at

Weinhof Gerhold, Pinot Blanc „Mittersteig“, EUR 7,40 ab Hof, www.gerhold.cc

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